Meine Yoga Erfahrungen in Indien

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Karina Schröder

Was ich (wieder) gelernt habe...

Übermüdet angekommen in Mumbai (früher Bombay), der größten Stadt Indiens mit rund 29 Millionen Einwohnern, kam schon während der Autofahrt zum Hotel ein befremdliches Gefühl auf. Selbst früh morgens sind tausende Menschen unterwegs, viel Müll ist zu sehen und der Geruch sitzt jetzt noch in meiner Nase. Das Hotel, bei dem ich nicht viel erwartet hatte, da es für 2 Nächte 23 Euro inkl. Frühstück gekostet hat, konnten wir zunächst nicht finden. In Google Maps sah alles einfacher aus. Als wir es gesichtet hatten, war der Eingang eingestürzt und das nicht erst seit gestern. In Deutschland hätte das Gewerbeaufsichtsamt das Hotel geschlossen. Das Zimmer war ganz in Ordnung. Keine Dusche, kein warmes Wasser, nicht ganz so sauber, aber ein weiches Bett und überraschenderweise war das Essen grandios. Nicht nur im Hotel, sondern überall in der Stadt. Also alles easy. 

Bei der Stadtbesichtigung und wilde Fahrten mit Taxen und Tuktuks war sofort erkennbar, wie und bei wem der Hinduismus verwurzelt war. Überall kleine und große Tempel, Mauern waren mit bunten Mandalas bemalt und die Fahrer der Taxen und Tuktuks hatten sich kleine Altare mit Murtis (Figuren der hinduistischen Gottheiten) und Blumenschmuck zurecht gemacht. Ohne genau danach gesucht zu haben, war aber von Yogastudios keine Spur. Trotzdem war dort ein Flair von Gelassenheit, obwohl es dort recht stressig zu geht. Die Anzahl der Menschen auf der Fläche Land überfüllt die Stadt Maßlos, was sich auch in den Slums widerspiegelt. Ich habe viel Armut gesehen, eine Kuhfarm, die ich als indische Massentierhaltung bezeichnen würde, Hühner gequetscht in einem Transporter, Kinder, die an roten Ampeln mitten im Verkehr betteln, abgemagerte und kranke Streuner Hunde, Smogwolken,  und vieles mehr. Das führt zu meinen ersten drei Erkenntnissen, die mir wieder ins Gedächtnis gerufen wurden: 

1. Ich kann das für mich und meine Umwelt tun, was in meiner Verantwortung liegt. Versuche nur das zu ändern, was du auch wirklich ändern kannst – fange bei dir an. 

2. Um glücklich zu sein ist weniger mehr. Liebe ist immer da, egal ob du arm oder reich bist. Sie ist immer zugänglich. 

3. Herzlichkeit und Gastfreundschaft sind das größte Geschenk, was man in einem fremden Land bekommen kann. 

 

Weiter ging es nach Pune ins OSHO INTERNATIONAL Meditationszentrum.

Osho International Meditationszentrum Ashram

OSHO INTERNATIONAL ASHRAM

Kennst du OSHO? Osho (früher Bhagwan Shree Rajneesh, † 19. Januar 1990) lässt sich in keine Kategorie einordnen. In Tausenden von Reden hat er über alles gesprochen – von der individuellen Suche nach dem Sinn des Lebens bis hin zu den drängenden sozialen und politischen Themen, mit denen die Gesellschaft heute konfrontiert ist. (Quelle: Osho.com)

Ich habe selbst schon viel über und von Osho gelesen und bin fasziniert von seinen Weisheiten und wie er es schafft, das Unterbewusste zum Vorschein zu bringen und Veränderung zu bewirken. Deshalb wollte ich schon lange unbedingt mal ins Ashram nach Pune. 

Dort herrscht eine ganz besondere Energie. Jeder trägt eine rote Robe, also ein langes lockeres rotes Kleid, und das Ashram ist umgeben von Pflanzen und kleinen Springbrunnen.  Du kannst dort den ganzen Tag an unterschiedlichen Meditationen teilnehmen oder aber auch Therapiegruppen, Coachings oder Ausbildungen buchen.

Ich habe mich für eine Ausbildung entschieden: „OSHO Meditation: In-Depth & Facilitating“ (Ausbildung zur Osho Meditationsleiterin). Hier lernte ich 12 Meditationstechniken kennen, die für mich ganz neu waren. Diese zu erklären sprengt den Rahmen, aber meine Favorit der Meditationen sind die OSHO Kundallini Meditation sowie die Chakra Sounds Meditation. 

Jede Meditation hat verschiedene Phasen, in der über die Bewegung in die Stille geführt wird. Gerade für Menschen, die nicht still sitzen können, sind Osho Meditation eine Alternative zu Vipassana (in stille meditieren), aber auch Stillsitzende kommen auf ihre Kosten. Die Meditationen sind von Musik untermalt, die energetisch unterstützt und die Chakren reinigt und auflädt. 

Im Ashram ist es eine besonders schöne Erfahrung mit Gleichgesinnten  über seine Gefühle, Emotionen und Gedanken zu sprechen und sich zu öffnen (mit Menschen, die mir nicht nahe stehen). Mir wird dabei immer wieder bewusst, dass wir alle die selben Herausforderungen haben, sich diese nur an anders an der Oberfläche zeigen. 

Außerdem war es für mich eine Challenge diese Ausbildung aufgrund er Sprachbarrieren zu absolvieren. Aber ich habe das Ergebnis gesehen und mir das Gefühl vorgestellt, welches ich habe, wenn ich es geschafft habe.

Meine weitere Erkenntnisse, an die ich liebevoll wieder erinnert wurde:

4. Emotionen und Gefühle sind da. Lass sie da sein, heiße sie willkommen und lasse den Körper mit ihnen schwingen. Mit Yoga oder mit aktiven Meditationen. Sei dabei die Beobachterin. Tue nichts außer Zuschauen. So ist Veränderung möglich.

5. Die Komfortzone ist gemütlich, sei dir aber bewusst, dass du die besten Erfahrungen machst, wenn du aus ihr raus kommst. 

Ich habe die Kundallini-Meditation wirklich lieben gelernt und habe mein erstes Angebot für einen OSHO-Kundallini-Meditation Workshop ONLINE geplant. Melde dich noch an:

Osho International Zertifikat
Zertifikat über die Berechtigung zur Durchführung von Osho Meditationen

Goa - Yoga, Yoga, Yoga

Nach viel Meditieren, Tanzen und durch Indien reisen, habe ich mich auf Goa gefreut. Der Norden und Süden Goas unterscheidet sich sehr, darüber könnte ich einen Reiseführer schreiben. Die längste Zeit habe ich aber in Agonda verbracht, wo die Laternen der Straßen Yogaklassenangebote plakatierten. Sommer, Sonne, Strand, Yoga, leckeres Essen und ein Traum Sonnenuntergang – genau meins. 

 

Schauspiel des roten Himmels kurz nach dem Sonnenuntergang in Agonda

Es ist in Agonda für jeden etwas dabei: Yin Yoga, Hatha, Vinyasa, Ashtanga, Meditation. Ich habe alles mal durchprobiert bei unterschiedlichen Yogalehrern und habe festgestellt, dass der Fokus hier definitiv nicht auf Entspannung liegt. Die Vinyasa-Stunden waren ähnlich, wie ich sie bisher kannte: Flow mit Vinyasa (der fließende Übergang zwischen den Körperübungen) , Asanas, eine Pranayama-Übung (Atemtechniken) und einer kurzen Endentspannung ohne viel Schnickschnack.  

Die Yin Yogastunden waren dagegen sehr entspannend, wie sie im Westen auch ausgeführt werden. Es war sehr laut in der Umgebung, aber wir üben ja immer Pratyahara – das Zurückziehen der Sinne und Ausblenden von Geräuschen. Hier konnte ich nach so viel Aufregung der letzten Tage endlich mal wieder alles loslassen. 

Am meisten Fasziniert haben mich die Yogastunden im Ashram Purnam Yogashala. Hier habe ich neben Vinyasa Stunden an Hatha Yogastunden teilgenommen. Das Konzept ist hier ähnlich wie ich es vom Hatha Yoga kenne. Zitat meines Yogalehrers: 

„Wir  verstehen Hatha Yoga als ganzheitliche Yogapraxis, bei der Balance und Reinigung im Vordergrund steht. Außerdem kannst du emotionale Heilung mit Pranayama (Atemübungen), Kriyas (Reinigungsübungen), Asanas (Körperübungen), Chakra-Healing mit Mantras und Meditation erfahren.“

Yogashala Indien
Manoj Kumar and me in Purnam Yogashala Ashram

Die Yogastunden waren dennoch ganz anders ausgerichtet als ich sie kenne. 

Die Location war wunderbar. Du hörst die Natur Draußen, der Raum ist dezent dekoriert und die Tücher wehen sanft vom Wind und zaubern eine ruhige Atmosphäre.

Der Fokus der Stunden liegt auf Pranayama. Die Atemübungen, die praktiziert wurden, sind im Westen nur für Fortgeschrittene geeignet – schon allein, weil sie gerade für Anfänger sehr befremdlich sind . An jeder Matte sind schon Toilettenpapierrollen hinterlegt, um die Nase zwischendurch auszuschnauben. Von den Asanas her, war alles dabei. Sie waren anstrengend, aber heilsam. Es wird immer heruntergezählt beim Halten der Übungen. Das erinnerte mich ein bisschen an Fitnesstraining – scheint aber in Indien gängig zu sein, da ich es aus einem Onlinekurs bereits kannte. Der Sonnengruß wird kurz und mitten in der Stunde ausgeführt. Zwischendurch haben wir immer wieder gemeinsam Mantren gesungen. Die Entspannung ist wieder kurz in der Stille. 

Die Stunden dort waren für mich fordernd, aber auch sehr lehrreich.

6. Wir dürfen mehr und mehr Pratyahara (Alles um dich herum ausblenden, um den Blick nach innen zu richten) üben. Es muss nicht ruhig um mich herum sein, sondern ich kann die Geräusche als Musik wahrnehmen, die mit mir schwingen und mich mit der Umwelt eins werden lassen.

7. Atemübungen müssen nicht kompliziert oder lange sein. Kurze intensive Einheiten im Zusammenspiel mit dem Körper bewirken wahre Wunder. 

8. Der Körper kann mehr aushalten, als es der Geist ihm bewusst zutraut. 

 

Indisches Essen: "it's not spicy"

Neben den ganzen spannenden Aktivitäten und Erlebnissen muss das Essen in Indien lobend erwähnt werden. Die Küche ist delicious und die beste ausländische Küche, die mir bisher begegnet ist.

Essen ist so günstig und auf der Straße für viele zugänglich und erschwinglich. Die Restaurants sind gekennzeichnet mit „veg“ und „non-veg“. Die Veg-Restaurants haben ausschließlich vegetarische und vegane Gerichte. Die Inder lieben Paneer (indischen Käse) und gekocht wird meistens mit Öl oder Ghee (geklärter Butter). Vegane Optionen gibt es in jedem Restaurant. Auf den Straßen ist alles von Natur aus vegan. Als Beilage gibt es meistens Reis, Naan, Roti, Chapati oder glutenfreie dünne Pfannkuchen wie Dosa. Es wird viel Chili verwendet, demnach ist alles scharf und selbst wenn es heißt „not spicy“ ist es immer ein bisschen mehr als pikant. Klassischen Chaitee gibt es an jeder Straßenecke und mit ein bisschen Glück auch pur oder mit Pflanzenmilch (Chaitee wird grundsätzlich immer mit Kuhmilch zubereitet). 

Ein Kochkurs bei einer indischen Familie hat mir noch mal gezeigt, wie ich einige Spezialitäten nachkochen kann und die Gewürze gut dosiere. 

 

9. Es ist wieder an der Zeit, mehr auf mein Sättigungsgefühl zu achten und nur so viel zu Essen, wie ich für mein Energielevel brauche. 

10. Dabei genieße ich mit allen Sinnen jede Mahlzeit und segne meine Mahlzeit mit Dankbarkeit.

Indisches Essen
Essen in Indien: von Thali, über Momos, Future Food, Poori Bhaji, Stirfry, Dal, Chana-Masala, Kokos-Chutney und Naan

In der ganzen Zeit hatte ich die Möglichkeit, neue Impulse mitzunehmen, mich zu auszurichten und meine Ziele zu stecken. Ich komme mit einer neuen frischen Energie zu meiner Arbeit und nimm ganz viel mit für meine Yogaklassen. Ich bin sehr dankbar, dass ich einen Einblick bekommen habe, wie Yoga im Osten praktiziert wird. 

Warst du auch schon Indien? Teile gerne deine Erfahrung mit mit in den Kommentaren. 

Om Shanti – Om Frieden

Deine Karina

Kühe überall am Strand in Agonda